Wie Eltern ihre Kinder vor Missbrauch im Netz schützen
Die erschütternden Berichte über das internationale Netzwerk „764“, das Jugendliche systematisch zu Selbstverletzung, Selbstverstümmelung und Suizid anstiftet, haben viele Familien tief verunsichert. Die Täter operieren verdeckt in sozialen Netzwerken, Online-Foren und Gruppenchats – und nutzen psychologische Manipulation, Angst und emotionale Abhängigkeit, um junge Menschen zu zerstören. Für Eltern stellt sich daher die dringende Frage: Wie kann ich mein Kind vor solchen digitalen Übergriffen schützen?

Der wichtigste Schutzfaktor ist eine offene, vertrauensvolle Beziehung zum eigenen Kind. Wer früh und ehrlich über die Gefahren im Internet spricht – nicht mit Verboten, sondern mit Aufklärung und Verständnis –, schafft die Grundlage dafür, dass Kinder sich im Ernstfall an ihre Eltern wenden. Sätze wie „Du darfst immer zu mir kommen – auch wenn du glaubst, etwas falsch gemacht zu haben“ vermitteln Sicherheit und senken die Hemmschwelle, über belastende Erfahrungen zu sprechen.
Ebenso wichtig ist es, Medienkompetenz zu fördern. Eltern sollten wissen, auf welchen Plattformen sich ihr Kind bewegt, wie man Profile schützt und welche Inhalte gefährlich sein können. Je mehr ein Kind versteht, wie digitale Kommunikation funktioniert – und wie leicht Vertrauen ausgenutzt werden kann –, desto besser kann es sich selbst schützen.
Ein weiterer zentraler Aspekt ist die emotionale Stabilität des Kindes. Jugendliche mit niedrigem Selbstwertgefühl, Isolation oder psychischen Vorbelastungen sind deutlich anfälliger für die Methoden solcher Netzwerke. Warnzeichen wie Rückzug, plötzliche Stimmungswechsel, exzessive Internetnutzung oder auffällige Körperverletzungen sollten stets ernst genommen werden – ebenso wie Sätze wie „Ich hasse meinen Körper“ oder „Ich will nicht mehr leben“. In solchen Fällen ist frühzeitige professionelle Hilfe unerlässlich.
Um Familien konkret zu unterstützen, gibt es in Deutschland eine Reihe seriöser und kostenfreier Hilfsangebote:
- Nummer gegen Kummer (www.nummergegenkummer.de): anonyme Telefonberatung für Kinder (116 111) und Eltern (0800 1110550)
- klicksafe.de: bietet Informationen zu selbstverletzendem Verhalten in sozialen Netzwerken
- Juuuport.de: eine Onlineberatung von Jugendlichen für Jugendliche bei digitalen Krisen
- Krisenchat.de: 24-Stunden-Chat für Kinder und Jugendliche bis 25 Jahre
- U25-deutschland.de: E-Mail-Beratung durch speziell geschulte Peer-Berater:innen bei Suizidgedanken
- Internetmatters.org: internationale Plattform mit Ratgeberseiten zum Umgang mit Selbstverletzung
Eltern sind in dieser Situation nicht machtlos – im Gegenteil. Verlässliche Zuwendung, emotionale Präsenz und gut informierte Prävention sind die wirksamsten Mittel gegen seelische Ausbeutung im Netz. Entscheidend ist nicht Kontrolle, sondern das Gefühl der Kinder, dass sie jederzeit offen reden dürfen – ohne Angst vor Strafe oder Scham. Denn echte Sicherheit entsteht dort, wo Vertrauen gelebt wird