Sport in der Kindheit: Bewegung schützt vor Depressionen
Bewegung ist nicht nur gut für den Körper – sie schützt auch die Seele. Eine aktuelle schwedische Langzeitstudie, veröffentlicht im British Journal of Sports Medicine, gegründet 1964, liefert nun beeindruckende Belege dafür, wie wichtig körperliche Aktivität in der Kindheit für die psychische Gesundheit im Jugendalter ist. Besonders das Alter zwischen 10 und 12 Jahren scheint dabei eine zentrale Rolle zu spielen.
Die umfangreiche Studie begleitete über 16.000 Kinder über mehrere Jahre hinweg.

Dabei wurde erfasst, wie viel und wie regelmäßig sich die Kinder im Alter von 5, 8 und 11 Jahren bewegten – und wie sich ihre psychische Gesundheit bis zum 18. Lebensjahr entwickelte. Das Ergebnis: Kinder, die sich mit 11 Jahren mindestens eine Stunde pro Tag aktiv bewegten, hatten ein deutlich geringeres Risiko, später an psychischen Erkrankungen zu leiden. Genauer gesagt: Jede zusätzliche Stunde Bewegung senkte das Risiko für eine psychische Diagnose um rund 12 %.
Besonders deutlich war der Effekt bei Jungen: Regelmäßiger Sport senkte das Risiko für Depressionen um 29 %, für Angststörungen um 39 % und für Suchterkrankungen um etwa 30 %. Auch Mädchen profitierten – wenn auch in geringerem Ausmaß. Bei ihnen ließ sich ein Rückgang von Depressionen um 18 % und von Angststörungen um 14 % beobachten – vor allem dann, wenn sie Mitglied in einem Sportverein waren.
Interessant ist auch, dass Kinder, die in einem Sportverein organisiert waren, besonders stark geschützt waren. Hier scheinen nicht nur die körperliche Aktivität, sondern auch die soziale Einbindung, regelmäßige Struktur und Erfolgserlebnisse eine zentrale Rolle zu spielen. Die Kombination aus Bewegung und Gemeinschaft stärkt offenbar das Selbstwertgefühl, die soziale Kompetenz – und langfristig die seelische Widerstandskraft.
Ein alarmierender Befund der Studie: Während sich Kinder im Alter von fünf Jahren durchschnittlich noch über vier Stunden täglich bewegten, sank diese Zahl mit zunehmendem Alter auf weniger als zweieinhalb Stunden pro Tag. Gerade in der sensiblen Phase der Vorpubertät – wenn sich Körper, Identität und soziale Zugehörigkeit verändern – scheint Bewegung also mehr und mehr in den Hintergrund zu treten.
Was bedeutet das für Eltern, Schulen und Gesellschaft?
Wer Kindern frühzeitig Zugang zu regelmäßiger Bewegung ermöglicht – sei es durch Sportvereine, Spielräume, Schulangebote oder Familienrituale – investiert nicht nur in ihre körperliche Gesundheit, sondern auch in ihre psychische Stabilität. Bewegung kann so zu einer wirksamen Prävention gegen Depressionen, Ängste und emotionale Belastungen werden – und damit zu einem wichtigen Schutzfaktor in einer zunehmend herausfordernden Welt.
Diese Studie macht deutlich: Psychische Gesundheit beginnt nicht erst im Kopf – sondern oft in den Beinen. Und sie wächst am besten, wenn Kinder rennen, spielen, lachen – und dabei spüren, was ihr Körper alles kann.