Sarkopenie – Mit Eiweiß aus dem Teufelskreis

Mehr als 50 % der über 80-Jährigen sind von einem übermäßigen Muskelabbau betroffen – der sogenannten Sarkopenie. Der Verlust an Muskulatur beginnt oft schon ab dem 45. Lebensjahr und ist ein natürlicher Teil des Alterungsprozesses. Verschiedene Faktoren können diesen Vorgang jedoch beschleunigen, etwa:

• chronische Erkrankungen wie Herz- oder Nierenschwäche, COPD, Rheuma

• bestimmte Medikamente

• hormonelle Veränderungen

• Mangelernährung

• Bewegungsmangel

Besonders im Alter kommt es häufig zu einem verminderten Hungergefühl, das durch Medikamente zusätzlich verstärkt werden kann. Auch Demenz, Depressionen oder soziale Isolation spielen eine Rolle bei der Entstehung von Mangelernährung. Entscheidend ist dabei vor allem eine unzureichende Eiweißzufuhr – obwohl der Proteinbedarf ab dem 65. Lebensjahr sogar deutlich höher ist als bei Jüngeren.

Eiweißbedarf im Überblick (g pro kg Körpergewicht/Tag):

Beispiel:
Bei einem Körpergewicht von 70 kg und 1,2 g Eiweißbedarf bedeutet das eine tägliche Aufnahme von 84 g Eiweiß.

Praktische Tipps für den Alltag

Um eine ausreichende Eiweißzufuhr sicherzustellen, sollte jede Mahlzeit eine eiweißreiche Komponente enthalten:

• Frühstück: Statt Butter und Marmelade lieber Quark oder Frischkäse aufs Brötchen streichen.

• Zwischenmahlzeit: Obst mit Joghurt oder Quark kombinieren, Kefir oder Buttermilch trinken.

• Mittag-/Abendessen: Fisch, Fleisch, Eier oder ein eiweißreicher Nachtisch auf Quarkbasis.

• Kohlenhydrate: Vollkornprodukte bevorzugen – sie liefern mehr Eiweiß als Weißmehlprodukte.

• Pflanzliche Eiweißquellen: Hülsenfrüchte, Nüsse und eiweißreiche Aufstriche.

• Bei geringem Appetit: Mahlzeiten mit Eiweißpulver anreichern.

Bewegung + Ernährung = mehr Selbstständigkeit

Studien zeigen: Ältere, immobile Menschen, die täglich ausreichend Eiweiß zu sich nehmen und sich regelmäßig bewegen, gewinnen nach einigen Wochen deutlich an Selbstständigkeit. Diese Erkenntnisse stützen die Empfehlung, den Eiweißbedarf bei älteren Menschen gezielt zu erhöhen.

Sarkopenie – ein gefährlicher Teufelskreis

Ein verstärkter Muskelabbau führt zu Kraftverlust, eingeschränkter Beweglichkeit und erhöhter Sturzgefahr. Im schlimmsten Fall drohen Bettlägerigkeit, chronische Wunden und verzögerte Heilungsprozesse. Auch das Immunsystem leidet unter einer Mangelernährung – die Infektanfälligkeit steigt.

Frühzeitig gegensteuern mit Ernährungstherapie

Je besser die Ernährung und je aktiver der Alltag, desto langsamer der Muskelabbau. Eine individuell abgestimmte Ernährungstherapie hilft gezielt weiter. Ihre Ernährungstherapeutin oder Ihr Ernährungstherapeut unterstützt Sie dabei, die richtige Eiweißmenge und passenden Nährstoffe zu finden – für mehr Lebensqualität im Alter.

Die Ernährungstherapie bei Sarkopenie kann über eine „ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung zur Ernährungsberatung“ verordnet werden, damit alle relevanten gesundheitlichen Faktoren berücksichtigt werden.